Betrachtet man den Kopf einer Echse von Oben, entdeckt man bei Vielen eine kleine, etwas anders aussehende Schuppe im Parietalschild. Dies ist der sogenannte „Scheitelfleck“ , er wird auch als Parietalauge bezeichnet.
Unter dem Parietalschild liegt das Foramen parietalis, eine Öffnung im Scheitelbein. In diesem eingebettet liegt das Überbleibsel eines Organs, das vor Jahrmillionen sehr verbreitet war. Im Paläozoikum besaßen viele der Wirbeltiere, z.B.die Placodermi (Panzerfische), die „Kieferlosen“ sowie die tetrapoden Amphibien und Reptilien, ein zweites Augenpaar, das auf dem Scheitel lag. Erst zu einem späteren Zeitpunkt, in der Triasformation, übernahmen Reptilien und Amphibien ohne Foramen parietalis die Vorherrschaft. Bei den meisten heute vorkommenden Reptilien, Amphibien und Rundmäulern ist dieses „Dritte Auge“ immer noch, wenn auch in stark zurückgebildeter Form, vorhanden. Bei Geckos, Schlangen und Schildkröten ist es nicht mehr nachweisbar. Untersuchungen der Nervenverläufe lassen darauf schließen, das dieses zweite Augenpaar, bei den Urahnen der heute lebenden Reptilien und Amphibien, nebeneinander lag. Erst im Laufe der Evolution verschob sich die Anordnung der Augen, so daß diese hintereinanderliegen. Bei keiner der Tiergruppen bei denen das Foramen parietalis heute noch vorkommt, liegen die Scheitellaugen paarig nebeneinander. Das hintere der beiden Organe (Pinealorgan) ist allerdings nur mehr bei den Rundmäulern vorhanden. Bei den Reptilien und Amphibien ist nur mehr das Vordere (Parietalorgan) des ursprünglichen Paares vorhanden. Das Pinealorgan entwickelte sich zu, der auch bei höheren Wirbeltieren vorhandenen, Epiphyse (Zirbeldrüse)Diese sorgt durch die Ausschüttung von Melatonin für die Steuerung der Tages- und Nachtaktivität. Bei Reptilien speziell und einigen Vögeln regelt das Pinealorgan die Körpertemperatur und die Nahrungsaufnahme. Entwicklung Beide Organe sind Ausstülpungen des Zwischenhirn- (Dienzephalon-) Daches und hatten ursprünglich den gleichen Bau. Sie sind Blasenaugen und über einen Stiel mit dem Zwischenhirndach verbunden. Die äußere, durchsichtige Wand besteht aus unpigmentierten Zellen, die mitunter eine regelrechte Linse ausbilden. Die innere Wand stellt eine Netzhaut dar, mit Ganglien-,Sinnes- und Stützzellen. Das Pinealorgan ist nur bei den Rundmäulern augenähnlich aufgebaut. Bei allen anderen Wirbeltieren hat es sich zur Zirbeldrüse (Epiphyse) entwickelt. Die Reptilienepiphyse wurde bereits Anfang des 19 Jahrhunderts entdeckt, während das Parietalorgan erst seit 1872 bekannt. Entdeckt wurde es an Blindschleichen Embryonen von LEYDIG. 1886 wurde dann, durch De Graaf, festgestellt, daß das Parietalorgan eine Linse und eine Retina besitzt und somit nach dem Prinzip eines Kameraauges arbeitet. Am gründlichsten wurde die Struktur und die Funktion des Parietalauges an Hand der Blindschleichen untersucht. Ob die Bläschen, aus denen sich dann die Augen entwickeln, getrennt entstehen, oder sich sich erst später teilen, ist laut einer Studie von Trost (1952), zumindest für die Blindschleiche, ungeklärt. Doch scheint es der Regelfall zu sein, das sich beide getrennt voneinander entwickeln. Zuerst bilden sich zwei selbstständige Verdickungen im Dienzephalon. Danach folgt die Ausstülpung mit allen möglichen Übergängen von einer Abschnürung vom Vorderrand der Epiphysenanlage bis zur Abschnürung des Parietalauges vom Zwischenhirndach. Das Birnen-oder linsenförmige Parietalauge der Blindschleiche besteht aus einer oberen Wand, die eine bikonvexe bis fast plankonkave Linse bildet und einer unteren Wand, welche die Retina darstellt. In der Retina sind Seh-, Pigment-, und Ganglienzellen nachweisbar. Eine „Parietalcornea“ ist vorhanden.
Parietal Auge bei einem Frosch
Das Vorhandensein eines vom Scheitelauge zum Zwischenhirn führenden Nervs wurde für die Zauneidechse (Lacerta agilis) bewiesen. Von Nowikoff wurden schon 1910 mit Hilfe von Belichtungsversuchen Pigmentwanderungen in der Retina festgestellt. Er schloss daraus auf die Möglichkeit einer Hell-Dunkel Wahrnehmung. Erst 1967 wurde die Entstehung des Auges mit modernen Mittel genauer untersucht und festgestellt, das der eigentliche Parietalnerv,während der Embryonalentwicklung, die Verbindung zum Zwischenhirndach verliert. Diese wird dann aber oft sekundär, durch eine neue Nervenbahn wieder hergestellt. Ob mit dem Parietalauge tatsächlich etwas wahrgenommen werden kann müsste in weiteren Studien untersucht werden. Dazu gibt es unterschiedliche Ansichten mit und ohne Belege.Bislang bewies keine der durchgeführten und belegten Untersuchungen die Wahrnehmung von Licht oder auch Wärmestrahlung durch das Parietalauge. (siehe 1)Es wird vermutet das die Verbindung zwischen Auge und Zwischenhirn, die embryonal verloren geht, nicht wieder vollständig hergestellt werden kann. Die Zellen im Auge reagieren allerdings schon auf die sie treffenden Reize, nur die Übermittlung funktioniert nicht. Nach diesem Stand wäre das Parietalauge tatsächlich ein rudimentäres Organ. Weitere Studien zu diesem Thema wären wünschenswert. Quellen: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Scheitelauge) (1)Hans-Günter Petzold „Blindschleiche und Scheltopusik“,Die Neue Brehm Bücherei,Band 448;1995 Bilder: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Anolis_carolinensis_parietal_eye.JPG&filetimestamp=20090311232412 http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Frog_parietal_eye.JPG&filetimestamp=20090317171921